EAST/WEST - Sex & Politics

Keine Spur vom Sozialismus – Moskau kann sich zumindest im Zentrum mit den Metropolen des Kapitalismus messen: Reichtum, Protzigkeit, auch Schönheit soweit das Auge reicht, Moskau ist nicht mehr die graue Stadt der Apparatschiks. Doch mit der Demokratie hapert es, besonders wenn der Grad der Demokratisierung am Umgang der Bevölkerung mit Minderheiten gemessen wird. Zwar wurde schon unter Jelzin der Paragraph 121 abgeschafft, der schwul-lesbische Liebe verbot. Doch Toleranz und Gleichmut im Umgang miteinander haben sich noch lange nicht eingestellt. Deutlich wurde dies bei den Demonstrationen zum Moscow Pride 2006 und 2007. Das Demonstrationsrecht wurde von der Stadtverwaltung kurzerhand außer Kraft gesetzt und eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen Demonstranten, religiös oder rechtsnational gesinnten Gegendemonstranten sowie der Polizei in Kauf genommen. Zu Schaden kamen neben etlichen russischen Homosexuellen auch zugereiste Demonstranten aus dem Ausland. Von hier kam sowieso ein großer Teil der Pride-Aktivisten. Zur gleichen Zeit traf Hick am Sommerstrand der Moskwa Schwule, die sich von hier aus ihre Gedanken über die weltweiten Demonstrationen zum Gay Pride, über Liberalisierungstendenzen in Russland und schwule Überlebensstrategien in einer homophoben Gesellschaft machen. Wie wenig lohnenswert vielen die Durchsetzung demokratischer Prinzipien erscheint, wird am Ende zumindest nachvollziehbar.

Details

  • Länge

    97 min
  • Land

    Deutschland
  • Vorführungsjahr

    2008
  • Herstellungsjahr

    2008
  • Regie

    Jochen Hick
  • Mitwirkende

  • Produktionsfirma

    Galeria Alaska Productions
  • Berlinale Sektion

    Panorama
  • Berlinale Kategorie

    Dokumentarfilm

Biografie Jochen Hick

Geboren 1960 in Darmstadt. Von 1981 bis 1987 Filmstudium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg sowie in Bologna. Danach arbeitete er als freier Autor, Journalist, Regisseur und Produzent für Kino und Fernsehen, und gründete 1994 eine eigene Produktionsfirma, die Galeria Alaska Productions. 2007 bis 2010 war er Chefredakteur und stellvertretender Programmdirektor beim TV-Sender TIMM. Er war bereits 2013 mit Out in Ost-Berlin – Lesben und Schwule in der DDR und 2016 mit Der Ost-Komplex im Panorama vertreten.

Filmografie Jochen Hick

1992 Willkommen in Dom | 1995 Menmaniacs - The Legacy of Leather | 1998 Sex/Life in L.A | 2000 No One Sleeps