Normal
Adele Tullis formal gradliniges und ästhetisch überzeugendes Filmdokument handelt von starren Genderrollen und der unkritischen Unterwerfung unter das Diktat der (Hetero-)Normativität. Die Regisseurin richtet die Kamera auf alltägliche Handlungen, Rituale und Szenen und lässt einige Situationen durch eine konterkarierende Bild-Ton-Montage befremdlich erscheinen. In langen, ruhigen Einstellungen zeigt sie, wie Mädchen zu Prinzessinnen geschminkt werden, wie ein Vater seinen Sohn auf ein Motorradrennen begleitet und wie kreischende Teeniemädchen sich mit dem angehimmelten YouTube-Star ablichten lassen. Sie zeigt Jungs beim Ego-Shooter und Gotcha spielen, verfolgt das Fotoshooting eines frisch verheirateten Paares, zeigt ausufernde Junggesellinnenabschiede, filmt einen Kurs, der jungen Männern zeigen soll, wie man zum Alphamännchen wird, und einen, in dem Frauen lernen sollen, wie man dem Mann in der Ehe am besten dienen kann. Dabei bleibt Tulli konsequent beobachtend, fast distanziert. In der kommentarlosen Aneinanderreihung dieser unzähligen stereotypen Handlungen ist letzten Endes dann doch ein Kommentar enthalten.
Details
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Länge
70 min -
Land
Italien, Schweden -
Vorführungsjahr
2019 -
Herstellungsjahr
2019 -
Regie
Adele Tulli -
Mitwirkende
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Produktionsfirma
Film Affairs -
Berlinale Sektion
Panorama -
Berlinale Kategorie
Dokumentarfilm
Bilder aus dem Film
Biografie Adele Tulli
Die Filmemacherin und Wissenschaftlerin schloss 2018 mit einem Ph.D. ihr Studium an der Roehampton University in London ab, wo sie zu subversiver Filmästhetik im queeren und feministischen Kontext forschte. Sie interessiert sich für experimentell-dokumentarische Formen ebenso wie für Gender Studies und Visuelle Anthropologie. Ihre Filme 365 Without 377 über die Kämpfe der LGBT-Community in Indien und Rebel Menopause über die feministische Aktivistin Thérèse Clerc liefen auf zahlreichen Festivals und wurden mehrfach ausgezeichnet.
Filmografie Adele Tulli
2011 365 Without 377 | 2014 Rebel Menopause